Zunächst ist es nötig festzustellen, in welcher Genauigkeit ein Prüfgas benötigt wird. Infolge hochoptimierter Fertigungsprozesse und Analysenmethoden können wir Prüfgase und Gasgemische verschiedenster Qualitäten bereitstellen, die Ihren Anforderungen an Präzision exakt entsprechen und alle maßgeblichen Normen erfüllen. Das Angebot reicht von normalgebräuchlichen Prüfgasen der Klasse 1 bis 3 über Gemische mit DAkkS-Kalibrierschein bis hin zu hochpräzisen Referenzmaterialien. Die aufeinander abgestimmten Qualitätsniveaus unterscheiden sich hinsichtlich Herstelltoleranz, Messunsicherheit und Rückführbarkeit.
Referenzmaterialien– höchstes Niveau internationaler Vergleichbarkeit
Gemäß ISO Guide 34[1] sind Referenzmaterialien Stoffgemische mit exakt definierter Zusammensetzung, die durch lückenlose messtechnische Rückführung und durch definierte Messunsicherheiten an das internationale Einheitssystem SI[1] angeschlossen sind. Referenzmaterialien sind für die Kalibrierung von Messgeräten ein unverzichtbarer Bestandteil der chemischen Analytik.
Für die Erzielung einer solch hohen Reinheit, wird bei der Herstellung der Gemische der Anteil einer jeden Komponente gravimetrisch bestimmt. Die dabei verwendeten Präzisionsgewichtssätze werden zyklisch von zugelassenen Kalibrierlaboratorien kalibriert. Unsere Referenzmaterialien sind folglich direkt rückführbar auf die SI-Basiseinheit Kilogramm.
Die mit gravimetrischen Verfahren erzielbare Genauigkeit hängt signifikant von der Reinheit der Muttergase ab, die für die Herstellung der Gasgemische verwendet werden. Bei Linde werden daher zur Erzeugung von Referenzmaterialien ausschließlich hochreine Grundgase und exzellent vorbehandelte Druckgasbehälter eingesetzt.
Nach dem Füllprozess werden die gravimetrisch gefertigten Gemische homogenisiert und analytisch verifiziert. Die für diese Analysen verwendeten Kalibriergase sind wiederum auf Gasgemische der Metrologischen Staatsinstitute BAM[2], NPL[3] und VSL (NMi)[4] rückführbar. Die Berechnung der Messunsicherheiten der zertifizierten Werte erfolgt nach Empfehlungen des GUM[5]. Dazu wurde von Linde eigens eine Software entwickelt und validiert, die ein Kernstück unserer Akkreditierung darstellt.
Gemische mit DAkkS-Kalibrierschein
Auf Grund behördlicher Vorgaben machen Kunden zunehmend eine Akkreditierung als Kalibrierlabor zur Bedingung für die Auftragserteilung. Kalibrierungen durch Kalibrierlaboratorien geben dem Anwender Sicherheit für die Zuverlässigkeit von Messergebnissen, erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit auf dem nationalen und internationalen Markt und dienen als messtechnische Grundlage für Mess- und Prüfmittelüberwachung im Rahmen von Qualitätssicherungsmaßnahmen.
Die von Linde gefertigten DAkkS-kalibrierten Gemische sind auf die international anerkannten Referenzmaterialien BAM, NPL und VSL (NMi) sowie unsere eigenen Referenzmaterialien rückführbar. Unsere Akkreditierungen umfassen Kalibrierungen für binäre und Multikomponenten-Gemische sowie Kalibriergase für Abgasuntersuchungen, Brennwertmessgeräte und Prozessgaschromatographen.
Prüfgasklassen
Zur Erfüllung unterschiedlicher Anforderungen an Herstelltoleranz und Analysengenauigkeit von Prüfgasen sind vier Prüfgasklassen lieferbar. Die in der Tabelle aufgeführten Angaben stellen Richtwerte dar. So können sich z.B. bei Beimengungen wie Helium oder Wasserstoff aufgrund des geringen Molekulargewichts Abweichungen bei der Herstelltoleranz ergeben. Dasselbe kann in Kleinbehältern aufgrund der geringen Einwaagen zutreffen. Ebenso kann die Analysengenauigkeit bei Vielkomponenten-Gemischen abweichen.
Die individuellen Angaben sind im Analysenzertifikat ausgewiesen. Das Analysenzertifikat bestätigt die mit dem Kunden vereinbarten Komponenten oder Verunreinigungen des gelieferten Produkts. Die Zertifikate finden sich in Papierform am Gasbehälter, werden jedoch auf Wunsch für Prüfgase der Klasse 1 und 2 zusätzlich in elektronischer Form zur Verfügung gestellt.
Prüfgase mit enger Herstelltoleranz (PEH)
werden einzeln auf einer hochempfindlichen elektronischen Waage hergestellt. Der Mischvorgang ist auf die Erzielung einer möglichst geringen Herstelltoleranz optimiert. Zudem wird durch einen aufwendigen Kalibriergasvergleich eine Analysengenauigkeit von +/- 1 % rel. erreicht. Auslieferung mit Herstell- oder Analysenzertifikat.
Prüfgase der Klasse 1
werden einzeln oder chargenweise, in der Regel gravimetrisch, hergestellt und einzeln analysiert. Die Zusammensetzung ergibt sich aus den Analysendaten. Bei dieser Herstellmethode liegen die Abweichungen zwischen Soll- und Istwert bei 1 bis 20 %. Die relative Analysengenauigkeit beträgt je nach Gehalt und Art der Beimengung 1 bis 5 %. Auslieferung mit Analysenzertifikat.
Prüfgase der Klasse 2
werden chargenweise abgefüllt und vorwiegend einzeln analysiert. Die Zusammensetzung ergibt sich aus den Analysendaten. Durch rationelle chargenweise Abfüllung kann die Abweichung zwischen Soll- und Istwert im Bereich von 2 bis 20 % liegen, die relative Analysengenauigkeit bewegt sich im Bereich von 2 bis 5 %. Auslieferung in der Regel mit Analysenzertifikat.
Prüfgase der Klasse 3
werden chargenweise abgefüllt und nur unter sicherheitstechnischen Aspekten analytisch überprüft. Die Zusammensetzung wird aus den Fülldaten ermittelt. Die relative Herstelltoleranz liegt zwischen 5 bis 10%.
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[1] SI : „The International System of Units“
[2] BAM: Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (D)
[3] NPL: National Physical Laboratory ( UK)
[4] VSL (MNi): Metrologisches Staatsinstitut der Niederlande (NL)
[5] GUM: Guide to the Expression of Uncertainty in Measurement (Leifaden zur Angabe der Unsicherheit beim Messen)